Von allen schnell zusammengegoogelten erinnerten Herbstgedichten gefällt mir jenes von Theodor Storm am besten – es unterläuft den üblichen, lyrischen Herbstkitsch mit seinen zwei äusserst knappen, abschliessenden und wenig romantischen Teilen, die jeweils nur aus einer Strophe bestehen:
Die Sense rauscht, die Ähre fällt,
Die Tiere räumen scheu das Feld,
Der Mensch begehrt die ganze Welt.
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Und sind die Blumen abgeblüht,
So brecht der Äpfel goldne Bälle;
Hin ist die Zeit der Schwärmerei,
So schätzt nun endlich das Reelle!
Und so gingen Carlos Wilkening und ich letzte Woche nach der letzten Sitzung der Baukommission über das herbstlich stille Gelände des Ekkharthofs und freuten uns am reellen Leben, das dort Einzug gehalten hat. Als eine der letzten Baumassnahmen wurde der kleine Garten der Wohngruppe für ältere Leute nach den Plänen von Markus Cukrowicz fertiggestellt. Das Guckloch, das sich die Bewohnerinnen gewünscht hatten, um von oben den Betrieb in unserer Turnhalle zu beobachten, hat der Landschaftsarchitekt an den Boden gespiegelt und so auf dem Rundgang durch den Garten einen kleinen, besonderen Ort geschaffen. Die Bewohnerinnen und Bewohner würden ihren neuen Garten sehr schätzen, wurde uns gesagt.
Die alte Sitzbank haben sie irritierend asymmetrisch vor das Fenster gestellt, das kleine Tischchen schiebt sich nicht weniger irritierend über den Rand der runden Asphaltfläche ins Gartenbeet hinein. Der Alltag und das Leben halten sich nicht an unseren Plan und nicht an unsere vermeintliche Symmetrieachse*. Die schwärmerischen Bilder, die wir uns von dieser poetisch gemeinten Stelle unseres Hauses gemacht hatten, werden jetzt durch die Realität ersetzt.
Gut so.
* Vermeintlich, weil das runde Fenster nicht symmetrisch in die Fassade gesetzt wurde, sondern symmetrisch zum Innenraum – der nicht mittig in die Aussenform gesetzt ist. Obwohl die Abweichung fast einen Meter beträgt, hat das nie jemand bemerkt.