Der vorliegende Vorschlag für den Hafenpier in Romanshorn wurde in enger Zusammenarbeit zwischen Holzbauingenieur, Wasserbauingenieur und Architekturbüro entwickelt. Dies spiegelt sich im Tragwerk wieder: Statik wird zu Gestaltung, Gestaltung ist Statik.
Die Gestalt und die elegante Formung des Tragwerks leitet sich sehr direkt aus den im folgenden beschriebenen Überlegungen zu Lastaufnahme und seitlichem Wasserdruck, zu Fundation und Spannweiten, zu Befahrbarkeit und Nutzbarkeit, zu Ausführung und Montage und nicht zuletzt zu Nachhaltigkeit und Ökologie ab.
Unser Ehrgeiz war es, kein Motiv oder Teil nur aus gestalterischen Gründen zu entwickeln, sondern jedem Bauteil die ihm ideale Form zu geben. Das Abbild der Momentenlinien im Träger, die ideale Ausbildung der Auflager, die sich leicht verjüngende Form der Sekundärträger sind gestalterische wie technische Form zugleich.
Für die Fundation der Stegkonstruktion im Seegrund sind Rammpfähle aus Schleuderbeton vorgesehen. Diese Pfähle können mit Schweisskupplungen gekoppelt und damit auf die nötige Tiefe verlängert werden. Damit kann optimal auf den vorhandenen Baugrund und die vorliegende Tiefe eines allfälligen Felshorizontes eingegangen werden. Zur statischen und architektonischen Verbindung zwischen den Betonpfählen und der Tragkonstruktion aus Holz wird jeweils ein bewehrter Stützenkopf aufbetoniert. Dessen Form vermittelt zwischen der Runden Stütze und dem rechteckigen Format des Träger-Auflagers.
Die Haupttragkonstruktion des Steges bilden zwei Brettschichtholzträger aus Fichtenholz, welche auf den Betonstützen im Abstand von 15 m gelagert sind und als Gerberträger ausgebildet sind. Die Trägergeometrie entspricht den Beanspruchungen aus dem Momentenverlauf der Statik, was zu variablen Querschnittsabmessungen führt. Mit diesem Ansatz wird die Statik sichtbar und der Materialeinsatz optimiert.
Um die Tragstruktur in Holz möglichst weit über dem Wasserspiegel bzw. in der Höhe knapp zu halten, wird der Querschnitt über den Stützen breiter ausgeführt als in Feldmitte. Dadurch entsteht eine Trägergeometrie, welche sowohl in der Vertikalen als auch in der Horizontalen einen variablen Querschnitt aufweist.
Die gewählte Geometrie bringt zudem den Vorteil, dass die Angriffsfläche für seitlichen Wasserdruck infolge Wellen reduziert ist und die Querschnittsformung auch in der horizontalen Richtung dem Momentenverlauf aus der statischen Beanspruchung folgt.
Um eine Durchlaufwirkung der Träger zu erhalten und die Deformationen bzw. die Querschnittsabmessungen zu optimieren, werden die Verbindungen mittels Gerberstössen ausgeführt. Dazu ist in jedem zweiten Feld ein Einhängeträger vorgesehen, wobei die Stossstellen genau beim Momenten-Nullpunkt aus der Statik positioniert sind. Mit diesem Ansatz liegt über die gesamte Länge des Steges eine identische Beanspruchung der Träger vor.
Den Belag und gleichermassen Sekundärtragwerk bilden die quer zu den Hauptträgern angeordneten Bohlen aus Douglasie-Brettschichtholz mit einer Dimension von 120 x 160 mm.