Für das Gebäude einer neuartigen Klärstufe «Elimination von Mikroverunreinigungen» wurden wir für die architektonische Gestaltung beigezogen. Ein Auftrag, der zu einer neuen Gesamtstrategie für das Areal der AVA Altenrhein führt. (vgl. unten). Der Neubau EMV ist die erste Baumassnahme, die dieser Strategie folgt. Er ist so situiert, dass er mit dem Bestand eine neue Ordnung – einen Werkhof oder, als Stadtraum gelesen, einen Platz – bildet. Zum alten Rhein hin wird ein höheres Volumen ausgebildet, welches die Anlage begrenzt und räumlich abschliesst.
Die Gebäudehülle der neuen EMV-Anlage entwickelt sich sehr direkt aus den technischen Bedingungen des Baus. Die Zwischenwände der Klärbecken wurden zu Pilastern erweitert, die das Dach tragen. Im unteren Teil zeigt die Fassade direkt die Betonwannen der Klärbecken, die mit einer vom Zimmermann erstellten Schalungseinlage als Fassade gestaltet wurden. Darüber, als natürliche Belüftung, wurde eine raumhohe «Filterzone» gebaut – so konnte auf eine künstliche Belüftung verzichtet werden. Die «Lüftungsgitter» bestehen aus versetzt angeordneten Holzlatten. Ein weites Vordach schützt das Holz und die dahinter liegenden Klärbecken.
Die gleiche Fassade, jedoch in einer geschlossenen Ausführung und geschützt von einem Vordach aus Beton, zieht sich auch um den niedrigen Teil des Gebäudes. Durch ihre offene Struktur erlaubt sie es, die technisch notwendigen Lüftungsein- und auslässe kaum sichtbar zu integrieren.
Wie geht man gestalterisch mit einer technischen Anlage um, die ursprünglich ohne besonderen gestalterischen Anspruch entwickelt wurde – aber dennoch einige ästhetische Qualitäten aufweist und nicht zuletzt inmitten einer geschützten Grünzone und direkt am Alten Rhein liegt?
Unsere Strategie setzt nicht auf Kontraste oder Konfrontation von Alt und Neu. Vielmehr versuchten wir, die Qualitäten des Bestandes zu suchen, zu stärken und in neuer Form weiterzuentwickeln. Qualitäten des Bestandes sind etwa Ansätze einer Einheitlichkeit, eine fast städtische Qualität der Räume und eine solide Ausführung der Bauten.
Diese Strategie zielt darauf ab, dass nicht einfach ein schöner Neubau neben einem wenig ansprechenden Altbau zu liegen kommt, sondern das Alt und Neu miteinander kommunizieren, sich im besten Fall sogar gegenseitig bereichern. Gut erkennbar ist das Resultat etwa am Gegenüber vom Neubau EMV und dem direkt gegenüber liegenden Gebäude der Faulung: Beide Bauten sind etwas «aufeinander zu gegangen». Die bestehende Faulung hat unter ihrem Dachabschluss aus Sichtbeton einen dunklen grau-braunen Anstrich bekommen, der mit der vorvergrauten Holzfassade des Neubaus korrespondiert und seine eigene Struktur betont. Der Neubau wiederum hat über seiner Holzfassade einen Betonabschluss, der in der Höhe demjenigen des Nachbars entspricht, aber feiner ausgeführt und mit einem Vordach profiliert wurde. So werden diese beiden Bauten, die sich direkt gegenüberstehen, zu ungleichen Geschwistern – die aber zusammen einen Platz aufspannen, der eine gewisse räumliche Qualität und eine einheitliche Fassung aufweist.
Mit dieser Strategie soll auch in Zukunft auf der Anlage gearbeitet werden. Es werden nach Möglichkeit immer wieder ähnliche Elemente eingesetzt: dunkel gestrichene Putze, Sichtbeton und vertikal gegliederte Holzfassaden in vorvergrautem Tannenholz. Zum Schutz dieser Holzfassaden werden Vordächer aus Beton eingesetzt. Auch dieses Element wird immer wieder eingesetzt – etwa bei der EMV-Anlage oder bei den Stapel- Mischbehältern und trägt so zum einheitlichen Erscheinungsbild der gesamten Anlage bei.
Mit dieser Strategie der Reduktion auf wenige, technisch und ökologisch sinnfällige Elemente ist sicher gestellt, dass die Anlage des AVA bei zukünftigen Erweiterung immer mehr an gestalterischer Qualität gewinnt – und zwar als Ganzes, nicht als Ansammlung von Einzelobjekten.
Weitere von uns gestalterisch betreute Bauten auf der Anlage sind: