Der 1946 von Walter Henauer erbaute Claridenhof verkörpert äusserst typisch die von Otto Rudolf Salvisberg geprägte, urbane Repräsentationsmoderne der 1940er Jahre, wie sie in Zürich in der Gegend zwischen Paradeplatz und Enge häufig ist: zurückhaltend aber sorgfältig gestaltet, solide und für lange Zeit gebaut: Eine Moderne ohne avantgardistische Allüren. Das Projekt versucht, den Dachausbau im Geist der Entstehungszeit des Claridenhofs zu planen und gleichermassen die Firmenphilosophie der Bauherrschaft umzusetzen. Es ist in Entwurf, Materialisierung und Konstruktion einfach, aber hochwertig. Repräsentation entsteht nicht durch auffällige Materialien und Konstruktionen, sondern durch die Sorgfalt in Planung und Ausführung.
Als wichtigste Massnahme wird das historische Treppenhaus so erweitert, dass es nicht mehr in einem engen Dachraum endet, sondern sich zum See hin öffnet. Dazu wird auch das nun vom Treppenhaus aus zugängliche Sitzungszimmer - der vermutlich schönste Raum des Claridenhof - mit dem charakteristischen Tonnendach zur Erschliessung hin geöffnet. Schon vom Treppenhaus schweift der Blick über das Kongresshaus, zum Roten Schloss und zum See. Während die historische Gestaltung des Treppenhauses weitgehend erhalten wie auch dokumentiert ist und so gut weitergebaut werden konnte, war die ursprüngliche Gestaltung des Sitzungszimmers verloren. Die Kassettierung mit polierten und profilierten Aluminiumstäben und einer akustisch aktivierten Stoffbespannung ist eine freie Interpretation der Vorlieben der späten 1940er und frühen 1950er Jahren - keine historisierende Rekonstruktion, sondern eine hoffentlich zeitlose Erfindung.
Zu beiden Seiten des Treppenhauses waren Archivräume angeordnet. Diese wurden zu einem Vortrags- und Schulungsraum sowie zu Meetingräumen umgestaltet. Die Gestaltung des grossen Saals geht vom statischen und räumlichen Rückgrat des Gebäudes aus: der sichtbar belassenen, denkmalgeschützten Betonstruktur. Diese zeigt sich im ganzen Haus, organisiert die Grunrdrisse und prägt auch die Gestaltung des Dachraums. Sie wird inszeniert, indem der mittlere Bereich bis zum First des Daches geöffnet wird. Von oben flutet Licht in diesen Zwischenraum und ergibt einen grosszügigen und charaktervollen Raum. Die Gestaltungsmittel für diesen Raum wie auch die beiden kleineren Meeting-Räume sind abgeleitet aus dem vorgefundenem Bestand, einem Archivraum: Eine weiss gestrichene Gipsschale, eine weiss gestrichene Betonstruktur, wenige weiss gestrichene Holzarbeiten und ein grauer Euböolithboden.
(Ebenfalls im Claridenhof durften wir 2017 für den Schweizerischen Textilverband Swiss Textiles das Dachgeschoss des Hauses an der Beethovenstrasse 20 ausbauen. Dieser Ausbau ist hier dokumentiert.)