privat
direkte Beauftragung nach Projektstudie innerhalb eines TU-Auftrages
2019 - 2022
Ersatzneubau für eine abgebrannte Scheune mit gemeinschaftlichem Wohnen
Dejan Rebozzi, Lukas Imhof (Architektur, Planung)
Krattiger Holzbau: Dirk Schallenberg, Peter Geissberger, Urs Krattiger (Totalunternehmer, Projektmanagement, Holzbauplanung, Ausführung)
Die Bilder wurden teilweise direkt nach der Fertigstellung, teilweise nach zwei Jahren in Betrieb gemacht, jeweils von © Hannes Heinzer, Zürich.
Ein Feuer hat die bestehende Baute bis auf das Fundament zerstört. Unsere Aufgabe war es nun, einen Neubau zu planen, der die Volumetrie und das Erscheinungsbild der historischen Scheune wiederherstellt. Da der Betrieb aber nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wird, das Ensemble aber denkmalgeschützt ist, sollte der Ersatzneubau - wenn man so will - einen umgebauten Zustand der alten Scheune darstellen. Gebaut werden Mietwohnungen, welche die Qualitäten von Einfamilienhäusern mit jenen eines gemeinschaftlichen Wohnens verbindet - und für Familien oder Wohngemeinschaften ohne hohe Einkommen erschwinglich sind. (Mietpreis von Sfr. 2'100.- für 5.5 Zimmer auf 165m²)
Das gemeinschaftliche Leben entwickelt sich um einen gemeinsamen Hof, an dem auch das bestehende, historische Wohnhaus und die von den Bewohnern vielfältig genutzte Remise stehen. Die Aussenräume der Wohnungen und die Wohnungseingänge sind alle auf den gemeinsamen Hof ausgerichtet, in dessen Mittelpunkt der historische Brunnen erhalten und saniert wurde. Der Weg zu den Wohnungen führt immer über den Hof - von der Einstellhalle gibt es keine direkten Zugänge zur Wohnung.
Die Geschichte der abgebrannten Baute ist gut dokumentiert: Ein hochwertiges und untypischerweise in Riegelbauweise erstelltes Stall- und Wirtschaftsgebäude, vermutlich 1829 von Georg Schadegg erbaut, wurde 1947 bis auf das gemauerte Erdgeschoss, Teile der inneren Konstruktion und die beiden Tenndurchfahrten zurückgebaut und mit einem neuen, damals modernen Scheunenaufbau aufgestockt. Sockel, Fenster und die beiden Tordurchfahrten mit ihren grossen Tore wurden weiterverwendet. Dieses Konglomeratsgebäude diente uns in Volumen, Gliederung, Materialisierung und Motivik als Referenz für den Neubau. Das Resultat ist eine neu gebaute, umgebaute alte Scheune zum Wohnen.
Das durch den Vorgängerbau gegebene Volumen ergab für die Wohnnutzung ein Problem: Bei normalen Geschosshöhen ergeben sich nur zwei nutzbare Geschosse. Die Bodenplatte des dritten Geschoss hingegen käme so zu liegen, dass der Übergang von Aussenwand und Dach bei ca. 1.50 über Fertigboden läge - ein Fenster in der Aussenwand wäre da zu tief, ein Dachfenster zu hoch. Wir reagieren auf diese Ausgangslage mit einer Splitlevellösung - die wir zusätzlich pro Einheit je abwechselnd spiegeln, sodass zwei verschiedene Wohnungstypen entstehen. Einen extrovertierteren, mit einer überhohen Wohnhalle zum Hof. Und einen etwas introvertierteren, der seine Wohnhalle zur Landschaft ausgerichtet hat. An der Westfassade schliessen wir das Gebäude dann mit einem Spezialtypus ab, der auf die ortsbauliche und organisatorische Lage an der Schmalseite des Baukörpers reagiert.