Für die Gestaltung der sanierten, umgenutzten und erweiterten Stapelmisch-Anlage aus den 1970er Jahren wurden wir - im Rahmen der Gesamtstrategie für das Areal der AVA Altenrhein (vgl. unten) - für die architektonische Gestaltung beigezogen. Schon in den 1990er Jahren wurde die ursprünglich zur Faulung gebaute Anlage umgebaut - seither wurden in den vier Behältern mit je 1800m3 Fassungsvermögen eigene und Drittschlämme in ausgefaulter und flüssiger Form zwischengestapelt und durchmischt.
Da die Stapelung von Flüssigschlämmen rückläufig, hingegen zusätzliches Faulraumvolumen nötig ist, wurden zwei Stapelbehälter mit Rührwerken, Abdeckhauben, Gasanschlüssen, Isolation, Wärmetauschern und Entschwefelung zur Gasgewinnung nachgerüstet, zwei weitere dafür vorbereitet. Nun stehen 7200 Kubikmeter für die optional thermophile Faulprozessführung zur Verfügung.
Die Fassaden der Türme wurde komplett neu gedämmt und mit einer neuen Hülle versehen. Sockel und Dachrand bestehen dabei aus Betonelementen, die eigentliche Fassade aus einer vorvergrauten Holzlattenschalung mit Abwurfdächlein zum konstruktiven Holzschutz. So reiht sich nun auch die SM-Anlage in die Reihe der neu gestalteten Gebäude auf dem Areal an, die da sind: Anlage zur Elimination von Mikroverunreinigungen, Infopavillon, Trafostation und, noch im Bau, die erweiterte und sanierte Cosubstratannahmestelle.
(Alle kursiv gesetzten Textteile sind Zitate aus dem "Projektblatt Schlamm" der AVA Altenrhein.)
Wie geht man gestalterisch mit einer technischen Anlage um, die ursprünglich ohne besonderen gestalterischen Anspruch entwickelt wurde – aber dennoch einige ästhetische Qualitäten aufweist und nicht zuletzt inmitten einer geschützten Grünzone und direkt am Alten Rhein liegt?
Unsere Strategie setzt nicht auf Kontraste oder Konfrontation von Alt und Neu. Vielmehr versuchten wir, die Qualitäten des Bestandes zu suchen, zu stärken und in neuer Form weiterzuentwickeln. Qualitäten des Bestandes sind etwa Ansätze einer Einheitlichkeit, eine fast städtische Qualität der Räume und eine solide Ausführung der Bauten.
Diese Strategie zielt darauf ab, dass nicht einfach ein schöner Neubau neben einem wenig ansprechenden Altbau zu liegen kommt, sondern das Alt und Neu miteinander kommunizieren, sich im besten Fall sogar gegenseitig bereichern. Gut erkennbar ist das Resultat etwa am Gegenüber vom Neubau EMV und dem direkt gegenüber liegenden Gebäude der Faulung, das noch weitgehend im Zustand aus den 1970er Jahren ist: Beide Bauten sind etwas «aufeinander zu gegangen». Die bestehende Faulung hat unter ihrem Dachabschluss aus Sichtbeton einen dunklen grau-braunen Anstrich bekommen, der mit der vorvergrauten Holzfassade des Neubaus korrespondiert und seine eigene Struktur betont. Der Neubau wiederum hat über seiner Holzfassade einen Betonabschluss, der in der Höhe demjenigen des Nachbars entspricht, aber feiner ausgeführt und mit einem Vordach profiliert wurde. So werden diese beiden Bauten, die sich direkt gegenüberstehen, zu ungleichen Geschwistern – die aber zusammen einen Platz aufspannen, der eine gewisse räumliche Qualität und eine einheitliche Fassung aufweist.
Mit dieser Strategie soll auch in Zukunft auf der Anlage gearbeitet werden. Es werden nach Möglichkeit immer wieder ähnliche Elemente eingesetzt: dunkel gestrichene Putze, Sichtbeton und vertikal gegliederte Holzfassaden in vorvergrautem Tannenholz. Zum Schutz dieser Holzfassaden werden Vordächer aus Beton eingesetzt. Auch dieses Element wird immer wieder eingesetzt – etwa bei der EMV-Anlage oder bei den Stapel- Mischbehältern und trägt so zum einheitlichen Erscheinungsbild der gesamten Anlage bei.
Mit dieser Strategie der Reduktion auf wenige, technisch und ökologisch sinnfällige Elemente ist sicher gestellt, dass die Anlage des AVA bei zukünftigen Erweiterung immer mehr an gestalterischer Qualität gewinnt – und zwar als Ganzes, nicht als Ansammlung von Einzelobjekten.
Weitere von uns gestalterisch betreute Bauten auf der Anlage sind: